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Webdoku: I Goth my World

Screenshot: I Goth my World

Eine Reise in die Welt der Goths zum 30. Geburtstag der Bewegung: Bunt und schrill aber auch dunkel und nachdenklich. I Goth my World folgt Goths aus drei Generationen bei ihren Streifzügen durch die Szene und erzählt durch sie die Vielfältigkeit und Geschichte der Bewegung. Und das mit seltenen Einblicken aus einer sonst eher verschlossenen und vielleicht auch deshalb vorurteilsbehafteten Welt.

Da ist zum einen Chancy, ein siebzehnjähriger Cybergoth und gläubiger Katholik. Er reist durch die Festivalwelt in Deutschland und erfreut sich an der Andersartigkeit „seiner“ Szene. Seine Mutter glaubt, dass die schrillen Klamotten und vielen Partys nur eine Phase in der Pubertät seien. Katmi ist 34 und kann sich noch an die Goth-Zeiten im Berlin der 1990er erinnern. Gemeinsam mit ihr geht es in den verruchten KitKat-Club.

Screenshot: I Goth my World

Nostalgie bei den „Alten“

Der sogenannte Boucanier gehört zur „alten Generation“ und will auf den Aufnahmen nicht erkannt werden. Er schwelgt mit seinen Kollegen aus der Pariser Musikszene, wie der Band Gogol premier, in Erinnerungen. Sein Kumpel Phil K von der Band AinSophAur bringt die Stimmung bei den „Alten“ auf den Punkt: Früher war es eine Bewegung, heute ist es Mode! „Wir waren damals so traurig, da war es eine richtige Notwendigkeit uns auf Partys abzuschießen. Heute sind alle so gut drauf, dass sie diese Wut und Traurigkeit spielen müssen.“

Um zu verstehen, was Goth heute ist, sind alle drei jeweils ein Puzzleteil auf einem schwierigen Weg. Cybergoth, Batcave, Victorians, Goth Punks: Wer soll da noch als Aussenstehender durchblicken? Nach Konsum der Webdoku hat man zumindest ein Gefühl dafür, was Goth bedeutet und was das Lebensgefühl Goth ausmacht.

I Goth my World

I Goth my World kann man getrost nicht nur als Webdoku sondern auch als Webdossier bezeichnen, sowohl von der Oberfläche her, wie wie vom Aufbau. Mit Kategorien wie „Geschichte“ und einem Gothic-ABC will die Webdoku auch ein Forum für die Szene selbst sein. Gewagt sind da die Definitionen der Goth-Musik: Welche Bands welcher Musikrichtung zuzuordnen ist, bleibt wohl Geschmacksache.

Forum für die „Szene“

In den Kommentaren wird das Musikdiagramm von aufgebrachten Usern als „völlig falsch“ und „voller Fehler“ abgelehnt. Natürlich nebst eigener, „besserer“ Vorschläge. Eine schöne Idee ist es, Playlists von den Protagonisten und bekannten Goth-Dj’s mit anzubieten. Plattform für die Listen ist der Musikdienst Deezer, der in Frankreich total verbreitet ist, in Deutschland aber den wenigsten bekannt sein wird. Ohne Konto gibt es aber nur 30 Sekunden pro Lied.

Bild: I Goth my World

Schöne Bilder – komische Übersetzung

Insgesamt ist I Goth my World gelungen und erzählt in schönen Bildern die wenig beleuchtete Geschichte der Gothic-Bewegung. Das Kuriositätenkabinett vom Boucanier ist beispielsweise einfach nur köstlich. Obwohl die Produktion bei Arte gezeigt wird, ist die Übersetzung ins Deutsche allerdings sehr befremdlich und geht nicht bis ins letzte grafische Element.

Die Autoren Brice Lambert und Guillaume Clere haben mit ihrem Erstlingswerk I Goth my World auch die erste Webdoku der renommierte Pariser Produktionsfirma Cargo Culte vorgelegt. In Zukunft sollen weitere gemeinsame Produktionen folgen.

Veröffentlichung: Oktober 2012
Autoren: Guillaume Clere, Brice Lambert
Produktion: Cargo Culte, Shiva Press

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