Pünktlich zum 20. Jahrestag im September arbeitet die Produktion den Niedergang der Sowjetunion auf. Das Ende des Riesenreichs kam für die meisten überraschend, kündigte sich aber doch in einem langsamen Zerfall an. Mit raren Fernseh- und Amateuraufnahmen jenseits des Eisernen Vorhangs dokumentiert „Farewell Comrades!“ diesen Wandel nicht an der großen Politik sondern an Alltäglichem. Die Berliner Produktionsfirma gebrueder beetz und Artline Films aus Paris hauen dazu einen Strauss an Angeboten raus: Eine Webdoku, eine TV-Doku, ein Buch, eine Ausstellung, Diskussionen, Debatten, usw. Ein echtes Medienevent – und ein Experiment.
Die Berliner Produktionsfirma gebrueder beetz kündigt „Farewell Comrades!“ (zu deutsch: „Lebt wohl, Genossen!“) als europäisches Medienevent an. Und tatsächlich bringt das Großprojekt alles mit, um dieser Ankündigung gerecht zu werden. Zum einen in der Breite der Sendungskanäle: Geplant ist eine sechssteilige TV-Dokumentation, eine interaktive Verarbeitung der Thematik in einer Webdoku, ein Buch, eine App für’s Smartphone, eine Ausstellung, sowie Diskussionen, Debatten und Präsentationen rund um den 20. Jahrestags des Endes der Sowjetunion. Jeder „Vertriebsweg“ hat einen anderen Schwerpunkt und soll so komplementär sein. Zum anderen ist „Farewell Comrades!“ auch von Macher-Seite breit aufgestellt. Mit französischen, deutschen und über dreißig osteuropäischen Autoren und unzähligen europäischen Medienpartnern, allen voran ARTE.
Die Webdoku „Farewell Comrades! Interactive“ erzählt die letzten Jahre der UdSSR anhand von echten Postkarten und den persönlichen Geschichten, die hinter den Absendern und Empfängern stecken. Durch 15 bis 20 Protagonisten und deren persönlichem Archivmaterial soll die Perspektive von hinter dem Eisernen Vorhang gezeigt und daran der breite historische Kontext aufgemacht werden. Natürlich interaktiv und für ein „jüngeres internationales Publikum“. Zeitzeugen können auch ihre eigene Geschichte teilen und anderen Zuschauern zugänglich machen. Dieser Ansatz von „Community-Storytelling“, also dem Einbinden des Zuschauers und dem Teilen von Geschichten, scheint zum Standard bei Webdokus zu werden.
Ab Herbst soll das Gesamtprojekt Farewell Comrades! dann nach und nach rausgehauen werden. Farewell Comrades! interaktiv kommt dann im Dezember. Man darf gespannt sein, auf die Qualität der Produktion aber auch auf die Antwort darauf, ob die massive Präsenz auf allen Kanälen bei den Zuschauerzahlen Früchte trägt.